Mein Name ist Anke Alviž und ich arbeite seit nunmehr fast 25 Jahren als Teamassistentin bei HPC in Stuttgart.
Mein Traum ist es immer gewesen, ein Sabbatical-Jahr auf einer Alm in Südtirol zu machen, um dort Schafe und Ziegen über das Jahr zu begleiten, das Handwerk der Käserei zu erlernen und die Einsamkeit und Abgeschiedenheit zu genießen.
Dazu kam es zwar nie, doch durch einen großen Zufall bekam ich 2017 plötzlich die Chance auf ein Praktikum auf einem Bioland-Schafhof im Kreis Hohenlohe. Ich war vollkommen überrascht und sofort Feuer und Flamme: Dass mir dazu die Gelegenheit gegeben wurde, völlig berufsfremd und obwohl ich noch nie mit Tieren zu tun hatte! Zu dieser Zeit wusste ich noch gar nicht, was und wer mich dort überhaupt erwartet. Was würde ich alles machen? Wo würde ich mich einbringen dürfen und würde ich das überhaupt schaffen (in meinem Alter … :-))?
Bereits beim ersten Kennenlernen bekam ich einen ziemlich guten Einblick in das, was da auf mich zukommen würde. Der Betrieb ist in Familienhand: ein Ehepaar mit Tochter, deren Ehemann und eine Hilfskraft, dazu um die 100 ostfriesische Milchschafe und, was ich später noch erfahren sollte, circa 150 Lämmer pro Saison. Die Schafe beweiden Streuobstwiesen im Brettachtal und rund um Weißlensburg. Sie wechseln täglich ihre Weiden, da das besonders schonend für die Böden und ideal für die Pflege unserer Kulturlandschaft ist. Es gibt außerdem noch ein paar wunderschöne Limpurger Rinder. Man kann sich vorstellen, dass hier jede helfende Hand willkommen ist.
Ich nahm mir also bei HPC zwei Wochen Urlaub und zog bei der Familie ein. Ich wollte natürlich alles mitnehmen, was es in so einem Betrieb zu tun gibt, mir einen Überblick verschaffen über Stallarbeit, Käserei, Hofladen usw. Sehr schnell wurden mir hier meine Grenzen bewusst.
Das frühe Aufstehen um 4:30 Uhr war da das geringste Problem. Ohne Frühstück in den Stall, um erstmal etwa 3 Stunden Schafe zu versorgen, bevor du selbst frühstücken kannst, war und ist bis heute eine echte Herausforderung. Bereits am dritten Tag wusste ich nicht wirklich, ob ich es durchhalten würde: den ganzen Tag auf den Beinen (die spürte ich zu diesem Zeitpunkt am Abend schon kaum mehr), das ständige Klettern über Gatter und Einzäunungen, schwere körperliche Arbeit bei der Fütterung, Misten usw. … und das als „Schreibtischtäterin“! Man sieht ja als Außenstehender meist nur die Idylle: Schafe auf der Weide und guten Käse auf dem Essenstisch. Was aber eigentlich alles dahintersteckt, das musste ich kräftezehrend erlernen. Man sagte mir, nach den ersten drei bis vier Tagen hast du dich daran gewöhnt, da wird es langsam besser.
Rückblickend konnte mir nichts Schöneres passieren. Ich arbeite auch heute noch immer dort in meiner Freizeit: An Wochenenden bin ich in der Käserei und im Hofladen unterwegs, bei Veranstaltungen helfe ich im Bereich Catering/Bewirtung und ich versuche immer eine Woche während der Lammzeit im Januar/Februar dort einzuziehen – bei den Schafen und der Familie.
Ich habe so vieles gelernt, mir wurde so viel Vertrauen entgegengebracht und man schätzt meine Arbeit bis heute sehr. Mittlerweile bin ich eine vollwertige Kraft geworden. Ich helfe mit, die vielen Lämmer auf die Welt zu bringen, versorge die Tiere, habe melken gelernt und kann die Milch zu Käse, Joghurt und vielen anderen Milchprodukten verarbeiten. Ich habe es tatsächlich auch geschafft, bei einer Schlachtung im hofeigenen Schlachthaus dabei zu sein. Das hätte ich von mir selbst am allerwenigsten erwartet. Aber ich dachte mir, man kann sich nicht nur die Sahnestückchen herauspicken, sondern muss alles mal gesehen haben.
Das Schönste ist für mich allerdings noch immer die Zeit zwischen Mitte Januar und Ende Februar: Hier kommen die rund 150 Lämmer zur Welt, die morgens um 5 Uhr schon warten, wenn man in den Stall kommt und zum Teil auch von mir mit dem Fläschchen versorgt werden. Das möchte ich gar nicht mehr missen.
Jetzt lasse ich Euch/Sie noch mit ein paar Fotos an meinem so lieb gewonnenen Hobby teilnehmen. Sie sind jederzeit willkommen vorbeizuschauen Schafhof Jauernik, 74636 Bretzfeld. Man trifft mich dort bestimmt an.